Immer und immer wieder in irgendwelchen Büchern und Interviews zu 50:50 Elternschaft müssen sich die Autor*innen oder die Eltern die so leben wollen dazu äußern wie um alles in der Welt man sich das leisten könnten sollte dass der Vater mal für 7 Monate Elternzeit nur 65% seines vorherigen Einkommens verdient. Warum wird bei einem klassischen Modell nie gefragt wie man es sich im Gegenzug leisten dass die Mutter für 3 oder mehr Jahre nur 50% ihres bisherigen Gehalts verdient oder vielleicht auch nichts?
Bei einem Durchschnittsmännervollzeiteinkommen von 4275€ Brutto verliert der Vater etwa 875€ pro Monat, also etwas mehr als 6000€ – wenn er mehr als der Durchschnitt verdient ist es mehr, da das Elterngeld bei 1800€ gedeckelt ist. Sagen wir also z.B.: er verdient 11000€ Brutto im Monat, und verliert daher etwa 4200€/Monat durch die Elternzeit (also fast 30’000€).
Das ist natürlich sehr viel Geld, aber der Wenigerverdienst wenn die Mutter drei Jahre oder mehr nicht arbeiten geht ist bestimmt höher. Selbst wenn die Mutter vor der Geburt einen relativ schlecht bezahlten Beruf hatte wo sie etwa 1400€ brutto verdient dann verliert sie in denselben 7 Elternzeitmonaten 2000€ und in den kommenden drei Jahren in denen sie nicht arbeitet etwas mehr als 35’000€.
Mein Plädoyer ist also dass Interviewende einfach aufhören die Frage zu stellen ob man sich die Väter-Elternzeit finanziell leisten können.
Oder sie fangen an sie richtig zu stellen: ich habe ja auch in einem frühen Post geschrieben dass wir uns die mehr als 3 Monate volle Carearbeit nicht leisten konnten und wollten. Dabei ging es nicht nur ums Geld sondern vor allem auch um andere Aspekte: Angst Aufträge zu verlieren, Angst den Anschluss zu verlieren, im Job hinterherzuhinken, evtl nicht mehr für voll genommen zu werden, etc. Ob das alles der Realität entspricht und gesund ist und eine Arbeitswelt in der man gerne leben will ist eine andere (sehr berechtigte) Frage, aber es würde schon helfen wenn man die Dinge beim Namen nennt.