Warum muss ich schlafen?

Dieses Buch hat mein Mann bestellt von einer Seite die anti-rassistische Bücher verkauft, d.h. unter anderem sich bemüht, nicht nur weiße Protagonist*innen darzustellen (Tebalou heißt sie). Das Buch ist gleichzeitig auch anti-sexistisch. Es gibt eine Feuerwehrfrau, eine Astronautin, man sieht sowohl den Vater als auch die Mutter sich um die drei Kinder kümmern, und vieles mehr. Das Buch ist gleichzeitig auch sehr interessant (auch für die Vorlesenden, wir lernen auch was) und schön gemalt. Ich kann es sehr empfehlen.

Noch ist das Kind zu klein (eigentlich zu klein für das Buch, aber es mag es sehr), aber ich kann mir vorstellen dass es später evtl mal bei mir den Konflikt geben wird ob ich es korrigiere wenn es die Person die für mich ganz klar eine Feuerwehrfrau ist als Mann sieht. Das wird im Text nämlich offen gelassen. Im Prinzip ist es ja egal, das Kind hat auch etwas gewonnen wenn es weiß dass Männer nicht immer so „typisch männlich“ aussehen müssen.

Auf jeden Fall ist das eines der besten Bücher die wir haben, und kann ich es gar nicht erwarten die anderen Bücher in der Reihe zu kaufen, wenn unser Kind ein bisschen älter ist.

Bedürfnisorientierte Erziehung / Attachment Parenting

Ich bin sehr froh dass ich schon sehr früh auf dieses Thema gestoßen bin, eigentlich schon während der Schwangerschaft. Bedürfnisorientierte Erziehung ist ein Erziehungsstil der mich sehr angesprochen hat weil die grundliegende Idee dahinter sehr wertschätzend dem Kind gegenüber ist.

Man denkt vielleicht erst einmal, und in diese Falle bin ich auch erst getappt, dass die Grundidee ist, möglichst alle Wünsche des Kindes zu erfüllen. Aber das stimmt nicht, die Kernidee ist dass Kinder im Grunde kooperativ sind, und dass man versucht zu entschlüsseln was hinter irgendwelchen Konflikten die man mit dem Kind hat stecken könnte. Es geht darum zu verlernen dem Kind irgendwelche negativen Motive zu unterstellen und/oder ihm die Schuld für den Konflikt in die Schuhe zu schieben. Stattdessen soll man einerseits im Blick haben dass Kleinkinder in einem Entwicklungsstadium sind in dem sie mit sehr vielen Sachen noch nicht umgehen können und wir die Verantwortung haben ihnen dabei zu helfen das zu lernen. Andererseits sollte man wenn Konflikte gehäuft auftreten überlegen ob es irgendein Grundbedürfnis gibt das vielleicht nicht erfüllt ist. Also quasi weg von dem konkreten Fall (z.B. das Kind beißt andere Kinder) ganz rational zu ergründen was man machen kann um dem Kind generell zu helfen.

Welche Wünsche man nun erfüllt und welche nicht ist familiensache. Es ist schwieriger respektvoll „nein“ zu sagen als „ja“ (da man in diesem Moment ja quasi seine Macht als Elternteil durchsetzt), und z.B. die „gewünschtestes Wunschkind“ Autorinnen raten auch, sich das „Nein“ gut zu überlegen (also nicht dauernd z.B. aus Bequemlichkeit, Gewohnheit, Angst vor der Meinung Anderer, usw. „nein“ zu sagen). Ich als Mensch der eher vielleicht zu häufig „Ja“ sagt (auch aus Bequemlichkeit, Gewohnheit, und Konfliktscheu) bin aber auch der Meinung dass man sich auch sein „Ja“ wenn möglich gut überlegen soll. Also für Menschen wie mich ist es wichtig sich einen Moment Gedanken zu machen ob das Kind dabei etwas neues erleben und lernen kann (z.B. wenn es die Jacke erstmal nicht anziehen will sondern vielleicht erst draußen, wenn es mit irgendwelchem Schmodder spielen will den man selber eklig findet, wenn es irgendeinen komplett anderen Weg gehen will der einen gar nicht nach Hause bringt etc.), oder ob es etwas ist was eher negative Konsequenzen hat (Schokolade zum Frühstück, viel Medienkonsum). Ich denke auch das mit den negativen Konsequenzen kann man mal machen, aber eben nicht dauerhaft.

Andererseits muss man bei all dem auch gut zu sich sein. Also wenn man die Entscheidung trifft einem Wunsch nachzugehen und dann gleich danach merkt dass das keine gute Idee war (und man erzieht bindungsorientiert und sucht die Schuld für die Konsequenzen daher nicht beim Kind), hilft es, finde ich, sehr, das als eine Art Lernprozess zu sehen statt ein schlechtes Gewissen zu haben oder das Gefühl zu haben man hat in dem Moment als Elter versagt. Man muss eben lernen wie viel man dem Kind und auch sich selbst zumuten kann, und dabei Dinge ausprobieren. Bedürfnisorientierte Erziehung heißt eben auch, zu versuchen die Bedürfnisse aller Beteiligten (auch die eigenen) im Blick zu behalten und bei Entscheidungen zu berücksichtigen.

Ein Beispiel: Wenn ich z.B. dem Wunsch meines Kindes nachgebe einfach geradeaus zu laufen obwohl ich weiß dass wir dann nicht pünklich etwas zu Abend essen können und dann beide hungrig und genervt sind – ich noch mehr als das Kind -, dann darf ich die Schuld nicht beim Kind suchen. Ich bin ja die Erziehungsperson und es war letztendlich meine Entscheidung ob wir das machen. Ich sollte also nicht sagen: „Siehst du, das passiert wenn wir geradeaus laufen, das hast du jetzt davon.“ Ich sollte mir aber auch keine Vorwürfe machen. Es ist ja nichts schlimmes passiert: wir kaufen eine Brezel, das Abendessen wird ein bisschen nach hinten verschoben und das Kind hat dann evtl halt keinen Hunger mehr weil es schon eine Brezel gegessen hat. Dafür hat es herausgefunden was am Ende der Straße ist an der wir sonst immer vorbei laufen.

Ein anderes Beispiel: Ich gebe z.B. dem Wunsch meines Kindes nicht nach mit ihm vor anderen Menschen Hund und Herrchen/Frauchen zu spielen, weil ich Lust habe mich mit diesen Menschen zu unterhalten und es mir vor ihnen auch ein bisschen peinlich ist auf allen Vieren mit dem Po zu wackeln während ich einen Frisbee im Mund habe. Das Kind ist dann evtl sehr traurig und wütend und man muss ihm in diesem Moment helfen mit diesen Gefühlen umzugehen, d.h. es trösten und für es da sein. Das bedeutet aber nicht dass ich nachgebe und den Hund spiele, es bedeutet einfach dass ich anerkenne dass das Kind noch zu klein ist um alleine mit seinen negativen Gefühlen klar zu kommen, und ich oder wir versuchen zu helfen (häufig lässt sich das Kind bei uns eher von der Person trösten die den Wutanfall nicht mitverursacht hat). Das bedeutet natürlich auch dass mein Wunsch mit meinen Freunden zu reden in diesem Moment nicht erfüllt werden kann, aber das sollte ich dem Kind nicht vorwerfen – es kann ja nichts dafür dass es von seinen Gefühlen überrannt wird und sie noch nicht im Griff hat. Ich sollte aber auch kein schlechtes Gewissen haben weil ich quasi die Ursache des Wutanfalls bin. Mein Kind kann den Umgang mit negativen Gefühlen nur erlernen wenn es sie erlebt. Wenn wir also versuchen würden jeglichen Frust von ihm fernzuhalten, würden wir ihm auch keinen Gefallen tun. Außerdem, so schreibt Jesper Juul, ist es für die Kinder wichtig, die persönlichen Grenzen der Eltern zu erfahren um selbst später in der Lage zu sein, persönliche Grenzen zu setzen.

Elternzeit 50/50

(Alle allgemeinen Infos zur Elternzeit hier ohne Gewähr – ich hab mir das auch nur ergoogelt!)

Ich kenne einige Paare die sich die Elternzeit mehr oder minder 50/50 aufgeteilt haben, dabei 1-2 Monate überlappend damit das Kind sich an das bisher weniger präsente Elternteil gewöhnen kann (und man evtl. noch zusammen in den Urlaub fahren kann). Meist hat jedoch jeweils eine Person voll gearbeitet während die andere Person voll zuhause war. Als mein Mann und ich vor der Frage standen wie wir das machen wollen ist uns aber schnell klar geworden dass wir es uns beide nicht leisten konnten/wollten ein halbes Jahr am Stück nicht zu arbeiten – und wir uns auch keine der beiden Rollen besonders schön vorgestellt haben. Wir haben also etwas gemacht was wir sonst von keinem anderen Paar kannten, nämlich im ersten Jahr alles parallel. Wir waren zunächst 3 Monate beide mit dem Baby zuhause, dann haben wir jeweils ein paar Stunden wieder angefangen zu arbeiten und das langsam gesteigert bis wir nach 6 Monaten dann 50% gearbeitet haben. Dabei blieb es dann auch bis unser Kind ein Jahr war. Dann bin ich wieder 100% arbeiten gegangen, und mein Mann war etwa zwei Monate 100% mit dem Kind zuhause. Das war allerdings ein Planungsfehler meinerseits, ich dachte der Kitagutschein ab dem ersten Geburtstag bedeutet dass das Kind dann auch schon relativ zügig den ganzen Tag da bleibt. Dass unsere Eingewöhnung erst anderthalb Monate später beginnt weil natürlich nicht alle Kinder gleichzeitig eingewöhnt werden, und das dann auch trotz großer Kitabegeisterung des Kindes sehr langsam und behutsam gemacht wird hatte ich nicht bedacht. Außer diese letzten zwei Monate war das aber alles wunderschön und unkompliziert, wir haben uns nie allein mit dem Kind zuhause gelangweilt, bei der Kindererziehung nie außen vor oder uninvolviert gefühlt, und im Job auch größtenteils so gefühlt als würden wir am Ball bleiben.

Offiziell gehen wir allerdings nicht als 50/50-Paar in die Statistik des BMFSFJ ein – ich habe nach dem Mutterschutz erst einmal Basiselterngeld empfangen, und nach dem halben Jahr dann Elterngeld Plus bis ich wieder voll gearbeitet habe. Mein Mann, der selbstständig ist, hat offiziell gar keine Elternzeit genommen, und daher auch kein Elterngeld bekommen – er hat einfach gar keine / weniger Aufträge angenommen. Wir konnten uns das leisten weil wir immernoch einen sehr… ähm, sagen wir mal studentischen Lebensstil haben mit wenig Fixkosten, und auch Erspartes hatten.

Personen die dieses Modell in Erwägung ziehen, aber beide Elterngeld beziehen möchten, würde ich das Elterngeld Plus wärmstens empfehlen. Dabei geht man in der Regel* Teilzeit arbeiten und erhält Elterngeld zur Aufstockung. Elterngeld Plus erhält man doppelt so lange wie das Basiselterngeld. Wenn man wie wir die ersten 3 Monate komplett als Familie zuhause bleiben will und danach in Teilzeit arbeiten könnten also beide die ersten drei Monate komplett zuhause bleiben, und danach noch acht Monate gemeinsam Elterngeld Plus beziehen. Jetzt ist das Kind 11 Monate alt. Vier extra Monate kann man durch den sogenannten Partnerschaftsbonus** erhalten, den gibt es aber nur wenn beide Elternteile zwischen 25 und 30 Wochenstunden arbeiten – also jeweils etwas mehr als 50%. Generell geht das mit dem gleichzeitig Teilzeit arbeiten nur wenn entweder beide entweder kompatible regelmässige Arbeitszeiten aushandeln können (z.B. feste Wochentage) oder mindestens eine Person flexible Arbeitszeiten hat und diese um die Arbeitszeiten des anderen herumplanen kann. Bei den Partnerschaftbonusmonaten ist man dann mit flexiblen Arbeitszeiten im Vorteil – ansonsten braucht man einen Babysitter. Nach Ablauf dieser vier Monate ist das Kind 15 Monate alt und man hat keinen Anspruch mehr auf Elterngeld. Falls die Kita noch nicht angefangen hat hat man also dann dasselbe Problem wie Eltern die Vollzeit mit Kind zuhause bleiben, nur eben 1-3 Monate später. Man müsste dann also bis das Kind in die Kita geht so weitermachen wie bisher, nur ohne finanzielle Aufstockung. Wichtig ist dass beide Eltern bis zum dritten Geburtstag des Kindes einen Anspruch auf Elternzeit haben, dazu gehört auch die Möglichkeit währenddessen in Teilzeit zu arbeiten (bis zu 30 Wochenstunden). Nur der Anspruch auf Elterngeld erlischt, man hat trotzdem einen Anspruch darauf in Teilzeit zu arbeiten. Wenn man es sich finanziell leisten kann wäre es vermutlich entspannter für die Kitaplatzsuche wenn beide einplanen, erst im auf den 1. Geburtstag folgenden Herbst/Winter mit der Eingewöhnung zu beginnen – die meisten Kitaplätze werden ja im August frei wenn die ältesten Kinder eingeschult werden. Die Kinder werden also im September/Oktober/November eingewöhnt.

Wenn man so wie wir zeitlich flexible Jobs hat kann man sogar im Notfall Vollzeit arbeiten und trotzdem gemeinsam das Kind betreuen. Wir haben so sehr viele Krankheitstage im ersten Kitawinter überbrückt. Eine Person war etwa 7-15 Uhr arbeiten, die andere etwa 15-23 Uhr. Erstere Person kann im besten Fall die Fahrtwegzeit während des Nachtschlafs nacharbeiten, zweitere Person während des Mittagsschlafs vorarbeiten. Für das Kind war das ideal, für uns sehr sehr anstrengend, aber machbar.

*Beim Elterngeld Plus kann man alles zwischen gar nicht und 30 Wochenstunden arbeiten. Ab dem 15. Lebensmonat des Kindes darf der Elterngeldbezug nicht unterbrochen werden.

**Das ist nicht das gleiche wie die 2 sogenannten Partnermonate (im Volksmund „Vätermonate“), die sind schon in den 10 obengenannten Monaten mit dabei.